Am 6. und 7.12.2018 hat auch dieses Jahr wieder die Dezembertagung des DGD-Arbeitskreises „Städte und Regionen“ in Kooperation mit dem BBSR stattgefunden. Unter dem Titel „Das neue Wachstum der Städte. Ist Schrumpfung jetzt abgesagt?“ wurden die Herausforderungen für die Städte, aber auch die ländlichen Räume diskutiert.
Im Fokus standen folgende Fragen:
GEWOS hat sich bereits im Sonderbeitrag „Entwicklungsperspektiven großer Mittelstädte – Erfolgsfaktoren für eine positive Entwicklung“ im Rahmen des Frühjahrsgutachtens 2018 des ZIA [PDF] mit der Entwicklungsperspektive der großen Mittelstädte beschäftigt. Carolin Wandzik (Geschäftsführerin von GEWOS) stellte Auszüge aus dem Gutachten vor. Ergebnis war, dass ein nicht unerheblicher Teil (38 %) der großen Mittelstädte (siehe Abbildung) eine positive Entwicklungsdynamik aufweist.
Dabei können drei unterschiedliche Erfolgstypen unterschieden werden:
Zu den Universitätsstädten zählen Konstanz, Tübingen, Flensburg, Fulda und Bayreuth, die vor allem aufgrund des positiven Wanderungssaldos von Bildungswanderern, der den Wegzug der Familienhaushalte ins Umland mehr als kompensiert, wachsen. Die Städte Norderstedt, Meerbusch und Speyer hingegen profitieren als Mittelstädte im Umland großer Metropolen durch den Zuzug von Familien. Rheine und Nordhorn haben demgegenüber eine Ankerfunktion für das Umland in einer prosperierenden Region im ländlichen Raum.
Hinsichtlich des Wohnungsmarktes weisen die näher untersuchten Mittelstädte – mit Ausnahme von Konstanz – attraktive Investitions- und Renditechancen auf. Die Nettoanfangsrendite, die ein Investor bei dem Erwerb einer Eigentumswohnung zu Vermietungszwecken realisieren kann, liegt in den Mittelstädten (ohne Konstanz) zwischen 3,1 und 4,3 Prozent. In den Top-7-Städten kann lediglich eine Nettoanfangsrendite von durchschnittlich 2,8 Prozent erzielt werden. Die erstellten Haushaltsprognosen bis zum Jahr 2030 zeigen, dass in allen untersuchten Mittelstädten die Wohnungsnachfrage auch zukünftig zunimmt und zu einem erheblichen Neubaubedarf führt. Aufgrund der hohen Nettoanfangsrenditen und des hohen Neubaubedarfs im Segment der Mehrfamilienhäuser ragen vor allem Flensburg und Fulda als besonders interessante Investitionsstandorte heraus.
Aber auch unter den großen Mittelstädten gibt es solche, die weiterhin durch negative Entwicklungsperspektiven gekennzeichnet sind. Es gilt also auch hier: eine differenzierte Betrachtung und Bewertung der zukünftigen Entwicklung ist notwendig, um lokale Handlungsstrategien abzuleiten.
Interessierte können den Vortrag hier[PDF] einsehen.
In zahlreichen Gesprächen im Nachgang wurde deutlich, dass es lohnenswert ist, den Stadttypus Mittelstädte tiefergehender zu betrachten. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Debatte zur Perspektive der ländlichen Räume und der Sicherung gleichwertiger Lebensbedingungen ist es interessant, die Rolle der Mittelstädte als Stabilisatoren und Wachstumsinseln im ländlichen Raum zu untersuchen. Darüber hinaus ist es zu hinterfragen, welche Förderpolitik zur Stärkung der Zentren in den ländlichen Räumen beitragen kann. Ist es die klassische Wirtschaftsförderung oder sollte perspektivisch eher die Förderung der kommunalen Daseinsvorsorge im Fokus stehen? Auch die Auswirkungen der veränderten Arbeitswelten und deren Folgen für die Attraktivität ländlicher Räume ist eine spannende Frage, der wir weiter nachgehen werden.