Die Landeshauptstadt Kiel fuhr lange Zeit im Windschatten der Wohnungsmarktentwicklung in anderen deutschen Großstädten. Steigende Mieten und Kaufpreise sind erst seit wenigen Jahren zu beobachten und haben lange nicht das Ausmaß der Metropolregionen erreicht. Häufig wird als Ursache die starke Zuwanderung der vergangenen Jahre gesehen. Nun meldet das Bürger- und Ordnungsamt der Landeshauptstadt, das die Einwohnerzahlen in 2017 laut Melderegister nur noch um 167 Personen gestiegen sind, darunter 78 aus dem Geburtenüberschuss, ein recht moderater Anstieg für eine Großstadt mit rund 250.000 Einwohnern.
Die Zeiten starker Wanderungsgewinne sind damit offenkundig vorbei. Ist damit auch der Nachfragedruck auf dem Kieler Wohnungsmarkt vorüber? Leider nein! Kiel gewinnt weiterhin Einwohner, überwiegend aus dem Ausland, darunter viele, die auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen sind. Gleichzeitig verliert die Landeshauptstadt immer noch viele Familien an das Umland, die im Stadtgebiet derzeit kein bezahlbares Angebot im Einfamilienhaussegment finden.
Für die Deckung der Wohnbedarfe der Bevölkerung sind neben der reinen Anzahl von Wohnungen auch deren Qualität und Beschaffenheit entscheidend. Mehr kleine Haushalte benötigen auch mehr kleine Wohnungen. Darüber hinaus entsprechen viele Wohnungen nicht mehr heutigen Standards und Bedarfen. Sie sind daher schlicht weg nicht mehr nachfragegerecht. Barrierearme, zeitgemäß ausgestattete und bedarfsgerecht geschnittene Wohnungen sind in Kiel nach wie vor Mangelware, was sich in weiter steigenden Kaufpreisen bemerkbar macht. Daher sind Entwicklungsgebiete wie Kiel Meimersdorf und zahlreiche kleinere Wohnbauprojekte im ganzen Stadtgebiet weiterhin wichtig, um die Abwanderung zu stoppen und bedarfsgerechte Wohnungsangebote zu schaffen.